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Community Repaint: Pilotprojekt sammelt und verwertet Farbreste

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Jaitske Feenstra, Managing Director des Niederländischen Farbenverbandes VVVF. Feenstra@vvvf.nl

Übrig gebliebene Farbe wird nach Streicharbeiten häufig irgendwo zu Hause verstaut und oft dort vergessen. Das geht auch anders, denn solche Farbe kann auch recycelt werden – das zeigt ein landesweites Pilotprojekt aus den Niederlanden zur Wiederverwendung von wasserbasierten Farben.

Für die Sammlung von Farbresten aus Haushalten wurde in den Niederlanden das Projekt „Community Repaint“ aufgesetzt, eine Initiative von AkzoNobel unter Beteiligung des Niederländischen Farbenverbands VVVF. In den Niederlanden sind die Kommunen für die Einsammlung von Farbresten aus Haushalten verantwortlich. Nach gründlicher Vorbereitung und Abstimmung mit Kommunen, Recyclingfirmen und Wertstoffparks ging das Pilotprojekt 2017 an den Start.

Pilotprojekt Community Repaint

Vier Städte nahmen teil: Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und Den Bosch. Die Sammlung von Farbresten schloss dort an die Kampagnen lokaler Behörden an, um bei den Einwohnern ein Bewusstsein für die Wiederverwendung ausrangierter Güter zu wecken. Verbraucher konnten überschüssige wasserbasierte Innenwandfarbe bei den Wertstoffhöfen abgeben. Nichtverkaufte oder beschädigte Farbdosen bei den Farbhändlern wurden ebenfalls eingesammelt.

In den Wertstoffparks beurteilten Mitarbeiter die eingesammelte Farbe: War die Verpackung noch zu mehr als 40 Prozent gefüllt, wurde die Farbe geprüft. Etwa 80 Prozent der für gut befundenen Farbe wurden danach Recyclingläden zur Verfügung gestellt, die sie zu einem niedrigen Preis als Secondhand-Farbe verkauften. Der Rest wurde an soziale Einrichtungen wie Nachbarschaftshäusern, Schulen und Sportclubs gespendet oder für gesellschaftliche Projekte zur Verfügung gestellt.

Mangelnde Bekanntheit und Kosten

Zwei Jahre nach dem Pilotprojekt wurde bei den Pilotkommunen nachgefragt, wie die Farbsammlung verlaufen sei. Diese stand inzwischen aus unterschiedlichen Gründen überall still. Jedoch fiel der Enthusiasmus bei dem Projekt auf; die Initiative wurde als äußerst sympathisch erlebt.

Es konnten verschiedene Lehren aus dem Pilotprojekt gezogen werden: Es zeigte sich, dass die Menge an eingesammelter wasserbasierter Farbe bei allen Kommunen nach einem guten Start nur gering war. Es dauert immer eine Zeit, bevor sich ein neues Verhalten einspielt, und möglicherweise war den meisten Bürgern auch nicht bekannt, dass sie beim Wertstoffhof wasserbasierte Farbe abgeben konnten. Ein anderes Ergebnis war, dass die Secondhand-Farbe relativ wenig verkauft wurde – was auch wieder mit der mangelnden Bekanntheit zusammenhängen könnte. Zudem verdarb in den Recyclingläden auch mancher Farbtopf, weil Interessierte die Verpackung öffneten, um zu sehen, was sie genau enthielt.

Die Kosten des Pilotprojekts spielten bei dem Stillstand ebenfalls eine Rolle. Die Auswahl der eingesammelten Farbe kostete die Mitarbeiter des Wertstoffhofs nicht nur viel Zeit, hinzu kamen die Kosten für die Anmietung eines besonderen Raums mit Belüftungsanlage und eines Raums zur Lagerung der Farbe. Alles in allem war die Ausbeute der Initiative ziemlich gering, so die Kommunen.

Anhaltender Enthusiasmus

Die Pilotkommunen fanden die Initiative dennoch gut und sprechen sich für eine Fortsetzung aus. Bei der Evaluierung wurde deutlich, dass ein besserer Austausch zwischen den Kommunen nötig sei. So habe eine Stadt Farben von den für Abfälle geltende Regeln befreit, eine andere Gemeinde die abgegebenen Farbreste gleich als Spende eingestuft. Bei einem erneuten Projekt dieser Art wollen die Kommunen, dass dies strukturell eingeführt wird. Einige würden dann auch eine kommerziellere Herangehensweise wählen. So war ein klarer Preisunterschied zu sehen: Die eine Kommune verkauft die Secondhand-Farbe für einen Euro pro Liter, während die anderen dafür drei Euro pro Liter verlangten. Eine bessere Abstimmung zwischen den Kommunen sei sehr nützlich.

Fazit

Bei der Farbsammlung aus Haushalten gibt es sicher viel zu verbessern. Aus dem Pilotprojekt wurden Lehren gezogen und die anhaltende Begeisterung der Teilnehmer war bemerkenswert. Es bleibt eine positive Bewertung über das Sammelprojekt „Community Repaint“, in dem Kreislaufwirtschaft und gesellschaftliches Engagement kombiniert wurden.