Marktprognose: Der Markt für Bautenfarben in Deutschland wird bis 2022 weiter an Volumen verlieren. Der Rückgang liegt primär im DIY-Bereich, auch wenn sich die Situation dort ab 2020 etwas entspannen könnte.
Über die Entwicklung des Marktes für Bautenanstrichmittel von 2010 bis 2017 hatten wir bereits vor zwei Ausgaben von „Wir sind Farbe“ berichtet (2/2018). Diese Ergebnisse basieren auf einer Studie, die das Marktforschungsinstitut „CHEM Research“ im Auftrag des VdL im Sommer 2018 durchgeführt hat.
Ein zentraler Bestandteil der Studie war die Identifizierung und Quantifizierung der verschiedenen Einflussfaktoren auf den Markt für Bautenfarben. Der Profi-und der DIY-Markt haben sich in dem analysierten Vergangenheits-Zeitraum sehr unterschiedlich entwickelt. Während der Profi-Markt nur leicht zurückging, schrumpfte der DIY-Markt mit mehr als 20 % signifikant.
Als zentrale Einflussfaktoren wurden neben dem „Neubau“ und dem damit verbundenen Bestandsaufbau die Bereiche „Renovierungsintervalle“, „Flächenleistung der Produkte“, und „Kapazität Profi“ identifiziert. Hinzu kommt eine Verlagerung des Marktes von „DIY“ zu „Profi“ aufgrund der Bevölkerungsentwicklung und Einkommenssituation in Deutschland. Eine positive Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes bleibt weiterhin eine Basiskomponente der Marktentwicklung. Was liegt also näher als sich die zukünftige Entwicklung dieser Haupt- und ihrer Unterfaktoren anzuschauen, um daraus eine Prognose für 2018-2022 abzuleiten:
Wirtschaft (BIP) und Neubau wachsen nur noch verhalten
Für den Zeitraum 2018 – 2022 prognostizieren die Wirtschaftsinstitute zurzeit ein Wirtschaftswachstum (BIP) von 1,0–1,5 % pro Jahr, die Anzahl der Bevölkerung bleibt stabil, wenn auch der Alterungsprozess der Bevölkerung sich fortsetzt. Zum Zeitpunkt der Erstellung der Prognose wurde jedoch noch von einem durchschnittlichen Wachstum von 1,6 % ausgegangen. Für die kommenden Jahre wird mit einer begrenzt wachsenden Neubautätigkeit gerechnet, eine Kapazitätsgrenze der deutschen Bauwirtschaft von 350.000 Wohneinheiten wird bereits 2020 erreicht werden. Die Flächen im Bestand des Wohnbaus werden durch das hohe Aktivitätsniveau im Neubau um 4–5 % steigen, für die Gesamtflächen, also alle Flächen incl. Gewerbe und Industrie erwarten wir eine Steigerung von 3 %.
Arbeitslosigkeit sinkt, Umzugsquote unverändert
Die Studie von CHEM Research hat einen signifikanten Zusammenhang zwischen der Arbeitslosigkeit bzw. Beschäftigungsquote, dem Freizeitverhalten und der Umzugsquote identifiziert: Die Arbeitslosigkeit bewegt sich bis 2020 hin auf ca. 4 %, danach sind nur noch geringe Veränderungen zu erwarten. Das Abschmelzen der Kernzielgruppe DIY – die Altersgruppe 35 - 50 Jahre – kommt ab 2020 fast zum Erliegen. Im Hinblick auf den Faktor Umzug sind mittelfristig positive Veränderungen zu erwarten, da durch das erhöhte Wohnungsangebot eine Entspannung beim Lock-In-Effekt angenommen werden kann. Mit dem Lock-In-Effekt wird auf dem Wohnungsmarkt eine Situation beschrieben, dass Menschen aufgrund eines hohen Mietpreises der neuen Wohnung oder mangels Alternativangeboten in ihrer bestehenden Wohnung verbleiben, obwohl diese nicht mehr ihren Ansprüchen entspricht.
Flächeneffizienz der Produkte geringfügig besser
Die Flächeneffizienz der eingesetzten Produkte in der klassischen Verarbeitungsform wird nur noch geringfügig steigen. Bei den Oberflächen für Lacke ist ein weiterer Rückgang zu erwarten, der auf dem Niveau der Vorjahre liegt. Der Kapazitätsengpass im Profi-Bereich, insbesondere im Malerhandwerk, wird sich weiter verschärfen. Mangelnder Nachwuchs und hohe Rentenquoten verschärfen die Situation in den kommenden Jahren. Gleichzeitig wächst bis 2020 die Altersgruppe 50 Plus in der Bevölkerung – eine Zielgruppe, die Malerleistungen nachfragt.
Prognose für den Profi-und DIY-Markt
Aufgrund dieser Einschätzungen der Faktoren kommt die Studie zu folgender Prognose bis 2022: Für das Profi-Segment prognostiziert die Studie einen stabilen Markt für 2017 – 2022, leichtes Wachstum bis 2020, danach aufgrund der stagnierenden Neubauaktivitäten einen leichten Rückgang. Die Prognose für das DIY-Segment muss in zwei Phasen differenziert werden. Da sich viele Einflussfaktoren und Treiber in 2018-2020 ähnlich wie in der Vergangenheitsbetrachtung verhalten, wird ein weiterer Rückgang des Marktes erwartet, wenn auch nicht mehr in der Intensität der Vorjahre. Für den Zeitraum 2020-2022 ist zu beobachten, dass sich einige Einflussfaktoren neutral verhalten (z.B. Sockelarbeitslosigkeit von 4–4,5% / Kernzielgruppe DIY 30–50 Jahre stabilisiert sich) bzw. positiv verändern (z.B. steigende Mobilität ab 2020) und daher ein leichtes Wachstum möglich ist. Die Studie prognostiziert daher einen Rückgang des DIY-Marktes bis 2022 um –7,5%.
Daten: Chem Research