Hinter der deutschen Farbenindustrie liegt ein enttäuschendes Geschäftsjahr. Der neue Präsident des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL), Peter Jansen, präsentierte am Dienstag (12.) in Frankfurt/Main durchwachsene Zahlen für die rund 200 Mitgliedsunternehmen.
In der Bilanz für 2018 zeigt sich die große Bandbreite der überwiegend mittelständisch geprägten Branche:
Bei den Industrielacken gab es 2018 einen teilweise starken Rückgang. Auffällig ist die negative Entwicklung bei den Autoserienlacken, die in der Menge stark ins Gewicht fallen. Die rückläufige Autoproduktion schlug unmittelbar mit einem Mengen-Minus von 8,7 Prozent auf die Lackproduzenten durch.
Autoreparaturlacke sind im Verbrauch um 1 Prozent gewachsen, im Wert sogar um 3 Prozent. Der Korrosionsschutz kann sich mit 0,7 Prozent Wachstum ebenfalls knapp im positiven Bereich halten
Holz- und Möbellacke verzeichneten ein geringes Minus. Die übrigen industriellen Sektoren wie z.B. die Elektroindustrie, der Maschinenbau oder Metallerzeugnisse liefen hingegen noch recht gut.
Bei den Bautenfarben sank die Nachfrage insgesamt um rund 1,5 Prozent auf 847.000 Tonnen,
besonders die Menge verkaufter Lacke und Lasuren ging um 3,8 Prozent zurück.
Negativ schlossen auch die Druckfarben ab. Ein überraschender Rückgang beim Verpackungsdruck verstärkte die Negativentwicklung beim Publikationsdruck und führt zu einem Gesamt-Minus im Verbrauch von 5,2 Prozent auf 257.000 Tonnen bei einem Umsatz von 684 Millionen Euro.
Import und Export 2018 sind fast unverändert: Der Export verbuchte im Wert ein leichtes Plus von 1,5 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro, der Import wuchs um 2,3 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro für Farben, Lacke und Druckfarben.
2019 – Kaum Aussichten auf eine Verbesserung
Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sieht sich die Branche 2019 vor großen Herausforderungen. „Anspannung hat hier Besorgnis Platz gemacht. Wir können allenfalls auf eine Seitwärtsbewegung hoffen“, prognostiziert Jansen:
Für den industriellen Sektor zeichnet sich keine Erholung des Automobilbereichs ab.
Der Druckfarbenmarkt wird bei Publikationen wegen der fortschreitenden Digitalisierung bedingt weiter schrumpfen. Eine leichte Konsolidierung könnte es allenfalls im Verpackungsmarkt geben. Auf der Rohstoffseite belasten weiterhin Lieferengpässe zum Beispiel bei Photoinitiatoren das Geschäft. Insgesamt rechnet der Verband in diesem Segment mit einem Rückgang von 3,5 Prozent.
Auch der Absatz im wichtigen Bautenfarben-Markt stottert: Die Hersteller von Bautenanstrichmitteln rechnen mit einem Minus von über 2 Prozent. Insgesamt hat der Markt seit 2010 gut 10 Prozent an Menge verloren. Dieser Trend wird 2019 anhalten und sich erst in den folgenden Jahren abflachen. Gründe dafür sind vor allem ein verändertes Freizeitverhalten, die aktuelle Vollbeschäftigung und verlängerte Renovierungszyklen. Zudem führen höhere Produktqualitäten zusätzlich zu einem niedrigeren Verbrauch.
Teure Tarifabschlüsse und hohe Rohstoffpreise verstärken die negative Prognose für 2019. Noch gar nicht absehbar ist die Entwicklung beim Weißpigment Titandioxid. Eine politische und bürokratische Posse, die die wirtschaftliche Entwicklung der gesamten deutschen Industrie beeinflussen kann.
Ein für die Farbenindustrie starker Hemmschuh ist die immer stärker ins Wirtschaftsleben eingreifende Bürokratie. Regularien, Vorschriften und Auflagen für Gebinde, Stoffe und Kennzeichnungen schränken den Bewegungsraum der Unternehmen zunehmend ein. Bürokratielasten und -kosten zwingen die Unternehmen zu ausufernden Organisationen und immer weiter steigenden Personalkosten.
Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL) vertritt rund 250 Lack- und Druckfarbenunternehmen mit rund 25.000 Beschäftigten gegenüber Politik, Behörden, Wissenschaft und Medien. Der Verband vertritt mehr als 90 Prozent der mittelständisch geprägten Branchenfirmen.