Die neue ifo-Konjunkturprognose vom Sommer 2025 zeichnet ein spürbar freundlicheres Bild der deutschen Wirtschaft und signalisiert eine konjunkturelle Belebung. Im Vergleich zur Frühjahrsprognose wurden die Wachstumszahlen nach oben korrigiert: Für das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt wird nun ein Anstieg um 0,3 % im Jahr 2025 und um 1,5 % im Jahr 2026 erwartet.
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Erholungstendenzen in Bau und Industrie
Die ifo-Forscher führen diese Entwicklung vor allem auf einen anhaltend wachsenden privaten Konsum, eine stabilisierende Auftragslage sowie verbesserte Stimmungsindikatoren zurück. Der zugrunde liegende Optimismus basiert insbesondere auf Erwartungen an die neue Bundesregierung und eine mögliche Entspannung im Handelskonflikt mit den USA, wobei in beiden Bereichen weiterhin erhebliche Unsicherheiten bestehen. Die Prognose geht davon aus, dass die aktuellen US-Importzölle, einschließlich des seit April geltenden 10 %-Basiszolls, bis Ende 2026 bestehen bleiben. Vorausgesetzt werden zudem die Umsetzung des angekündigten Finanzpakets der Bundesregierung sowie weitere Maßnahmen aus den Koalitionsverhandlungen – etwa beschleunigte Abschreibungen und Entlastungen bei Stromsteuer und Netzentgelten –, deren konjunkturelle Wirkung insbesondere im Jahr 2026 erwartet wird. Für eine allmähliche Erholung der deutschen Wirtschaft spricht auch der ifo Geschäftsklimaindex, der auf Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Dienstleistungssektors, des Handels und des Bauhauptgewerbes basiert. Im Zeitraum von Januar 2025 bis Mai 2025 haben sich sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen deutlich verbessert.
Deutliches Wachstum im Baugewerbe
Die Bauwirtschaft in Deutschland zeigt laut der ifo-Konjunkturprognose vom Sommer 2025 zu Jahresbeginn erste Anzeichen einer Erholung. Für das Jahr 2026 werden deutliche Zuwächse erwartet: Die Forscher rechnen mit einem Anstieg der Bruttowertschöpfung im Baugewerbe um 4,1 %. In ihren Berechnungen gehen die Forscher davon aus, dass im Rahmen des „Sondervermögens Infrastruktur“ insbesondere die öffentlichen Bauinvestitionen ausgeweitet werden. Aufgrund der zeitlichen Verzögerungen durch Beschaffungs- und Genehmigungsverfahren wird für 2025 lediglich ein begrenzter konjunktureller Impuls angenommen, während für 2026 ein deutlich stärkerer Effekt erwartet wird. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex für das Bauhauptgewerbe signalisiert eine positive Entwicklung. Das Geschäftsklima ist zum vierten Mal in Folge gestiegen. Die Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage günstiger, und vor allem die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich spürbar verbessert.
Moderate Erholung im Verarbeitenden Gewerbe
Das Verarbeitende Gewerbe verzeichnete im ersten Quartal 2025 erstmals seit Anfang 2023 wieder einen Anstieg der preisbereinigten Bruttowertschöpfung (+1,0 %). Dieser Zuwachs war laut den ifo-Forschern jedoch maßgeblich auf Vorzieheffekte zurückzuführen: Deutsche Exporteure steigerten ihre Ausfuhren in die USA im Vorfeld einer erwarteten Zollerhöhung. Für das Gesamtjahr 2025 wird laut der ifo-Konjunkturprognose weiterhin mit einem leichten Rückgang der Bruttowertschöpfung gerechnet. 2026 dürfte die Branche jedoch moderat von den fiskalischen Maßnahmen der Bundesregierung profitieren – darunter höhere Rüstungsausgaben, geänderte Abschreibungsregeln, die Förderung von E-Fahrzeugen sowie die Absenkung der Netzentgelte und der Stromsteuer. In der Folge wird eine leichte Erholung erwartet, mit einem prognostizierten Anstieg der Bruttowertschöpfung um 0,6 %. An den strukturellen Problemen des Sektors ändere dies allerdings nur wenig. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex für das Verarbeitende Gewerbe deutet auf eine vorsichtige Aufhellung hin. Sowohl die Einschätzung der aktuellen Lage als auch die Erwartungen für die kommenden Monate haben sich zuletzt – ähnlich wie im Bauhauptgewerbe – spürbar verbessert.
VdL rechnet mit positiven Impulsen aus Bau und Industrie
Trotz erster konjunktureller Erholungstendenzen in den zentralen Abnehmerbranchen – der Bauwirtschaft und dem Verarbeitenden Gewerbe – bleibt die Lage in der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie 2025 angespannt. Der Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie (VdL) prognostiziert für 2025 einen Rückgang der Verkaufsmenge um rund 3 %. Besonders betroffen ist der Bereich der Bautenfarben, in dem die Absatzmengen voraussichtlich um etwa 5 % sinken werden. Mit Blick auf das Jahr 2026 besteht jedoch vorsichtiger Optimismus. Vor dem Hintergrund einer erwarteten konjunkturellen Erholung im Bau- und Industriesektor rechnet der VdL mit ersten positiven Impulsen, die zu einer Aufhellung der wirtschaftlichen Lage der Branche führen dürften.

Bastian Herfel
Referent Wirtschaft & Finanzen
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