Weitere Themen

Corona als Schrittmacher

|   Startseite weiß

 Die Arbeitswelt von morgen wird wohl eine andere sein. Was lange umstritten war, wurde im März ganz schnell Realität: Flexible Arbeitsmodelle wurden in kürzester Zeit in vielen Unternehmen und Organisationen zur Normalität. Auch in den Firmen der Lack- und Druckfarbenindustrie gibt es inzwischen eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitsmodelle, die sogar auf individuelle Gestaltungen Rücksicht nehmen. Sicherlich fragt sich, ob die neu umgesetzte Arbeitsflexibilität so auch nach der Krise Bestand haben wird. Viel wurde ausprobiert, die betroffenen  Arbeitnehmer und zur Überraschung vieler auch Arbeitgeber scheinen zufrieden zu sein.


Jeder spürt es, die Arbeitsrealitäten haben sich tiefgreifend geändert: Durch professionelle Computerchats sind Mitarbeiter und Kunde nur noch einen Klick entfernt. Dienstreisen werden auch aus Zeit- und Kostengründen durch virtuelle Konferenzen ersetzt, kurze Webinare substituieren mehrtägige Seminare. Ganze Messen werden ins Netz gestellt, Verkauf findet in virtuellen Showrooms statt.


„Vor allem auch die Kommunikation musste sich bewähren“, berichtet Christiane Weiser-Zimmermann, die Vorsitzende des VdL-Kommunikationsausschusses. Als Head of Global Communications bei BASF-Coatings beobachtet sie die Veränderungen weltweit. „Neue Kommunikationstechnologien gibt es schon länger, aber jetzt wird überall viel getestet, was alles funktioniert.“ So werde man beispielsweise bei BASF mit Videomessages auf verschiedenen Ebenen im Unternehmen immer aktiver, verbreite Botschaften – auch die des Präsidenten – verstärkt über Podcasts, Intranet und Blogs.


Das Kommunikationsforum bei BASF Coatings habe man virtuell angeboten. Interaktiv und auf Englisch, damit es global genutzt werden kann. Aufgezeichnete Beiträge wurden dann gleich ins Intranet gestellt.
Wichtig sei im Frühjahr gewesen, schnell eine spezifische Website für das Werk in Münster und eine spezielle Coronaseite anzubieten. „Das hat gut geklappt und gezeigt, wie wichtig Kommunikation auch schon vor der Krise ist.“


Auch bei DAW SE in Ober-Ramstadt hat man sich zunächst um die Standorte gekümmert. Im Intranet kann jeder Mitarbeiter mittels einer „Standort-Ampel“ sofort sehen, wie die aktuelle Lage ist. Für zehn Standorte und das Schulungszentrum stehen seit den Sommerferien täglich aktualisierte Meldungen zur Verfügung, die Mitarbeiter können dann gleich weiterklicken und sehen, welche spezifischen Regeln nun gelten. Ein Nachrichtenticker informiert aktuell zur Lage im Gesamtunternehmen. „Wir haben das in der Kommunikation entwickelt. Das ging recht schnell und kommt gut an“, berichtet Kommunikationsleiterin Karin Laberenz, „man muss sich nur trauen“.


Ähnliche Wege ist man bei Sto SE & Co. KGaA gegangen. Auch hier informiert eine vierstufige Ampel zu den verschiedenen Maßnahmenbündel. Gleich nach der Freischaltung habe man Rekordzugriffe im Intranet gehabt. „Die MitarbeiterInnen wissen jetzt genau, was bei einer Verschärfung bzw. einer Entspannung der Lage auf sie zukommt. Das schafft ganz offensichtlich ein Gefühl der Sicherheit“, berichtet der Leiter ÖA Till Stahlbusch.   

Viele Unternehmen haben das Digitale vorangetrieben und Mitarbeiter gefördert: von digitalen Lernformaten über Mentoring- und Coaching-Programme, „Trainings on the job“  oder dem Ausprobieren neuer Vermarktungsmethoden.


So hat die Lackfabrik Jansen ein neues Webformat bei der Anwenderfortbildung geschaffen: „Campus On Air“ lautet das neu Format in dem der Farbenhersteller aus Bad Neuenahr-Ahrweiler  in ein kleines Studio mit Kamera und Lichttechnik investiert hat. „Wir wollten trotz Corona die Beziehungen zu unseren Kunden erhalten und haben uns als Vorbild die Weinverkostung genommen“, erklärt Geschäftsführer Peter Jansen das Konzept. Dabei wird Handwerkern und Interessierten Farbe und Lacke mit Werkzeug zugeschickt. In einer gemeinsamen Webschalte probiert man dann die Farben aus, beleuchtet gemeinsam die Umsetzung und bleibt so miteinander  im Gespräch. „Das funktioniert gut“, so Jansen, „wir probieren mit Malern Farben aus und geben auch gleich Wissen weiter, unterhalten uns über regulative Veränderungen. Dafür eignet sich ein digitales Format hervorragend.“  

Schon die wenigen Beispiele zeigen, dass sich viel tut - und Corona im Digitaen und somit in der Arbeitsrealität wie ein Katalysator wirkt. Das berichten auch Arbeitspsychologen, die in und durch die Krise einen großen Willen zur Veränderung und Individualisierung feststellen. „Die Arbeitgeber bekommen zurzeit viel geschenkt“, erläutert auch Organisationsberaterin Katja Haufe-Höfling in der VdL-PraxisWerkstatt der Bezirksgruppe NRW die aktuelle digitale Entwicklung. Es komme jetzt auf den Gestaltungswillen an.