Lacke & Farben aktuell

Zwischen Tiefrot und Schwarz

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Als höchst unterschiedlich zeigen sich die Segmente der Farbenindustrie 2020. Die Prognose für 2021 ist aufgrund der unklaren Corona-Lage schwierig.

„Wir haben extrem unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Bereichen unserer Branche“, fasste Präsident Peter Jansen die wirtschaftliche Problematik des Corona-Jahres 2020 zusammen. Während die Bautenfarben vor allem durch den ersten Lockdown eine Sonderkonjunktur genossen, stockte bei Industrielacken und Druckfarben  teilweise die Produktion. Das Ungleichgewicht zog sich daher wie ein Roter Faden durch die digitale Pressekonferenz des Verbands am 23. Februar 2021.

Insgesamt wurden in Deutschland 2020 1684 Tausend Tonnen Lacke, Farben und Druckfarben verkauft - eine Zunahme von 1,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz der im Inland verkauften Produkte ging gegenüber dem Vorjahr um 0,9% zurück und betrug 5,45 Mrd. €. 2021 erwartet der VdL nur einen ganz leichten Anstieg um 0,5% auf gut 5,48 Mrd. €.

Verbliebener Treiber waren demnach die  Bautenfarben mit einer Corona-Sonderkonjunktur im DIY-Segment, ausgelöst durch Kurzarbeit und die Fokussierung auf das eigene Heim als „Alternative für Reisen, Sport und Ausgehen“. Der Profibereich konnte hingegen nur leicht zulegen, so Jansen. Für 2021 prognostiziert der VdL in der Menge einen Rückgang von dem hohen 2020er Niveau um 11 %, der Umsatz wird um 10% auf 1.780 Mio.€ zurückgehen. 

Bei den Industrielacken kam es zu besonders starken Rückgängen, da die Produktion im verarbeitenden Gewerbe aufgrund des Frühjahr-Lockdowns teilweise stark eingeschränkt oder gar gestoppt wurde. Insgesamt betrug der Rückgang in der Menge -11%, im Wert -10%. Mit Abstand am stärksten brachen die Autoserienlacken ein, dies resultierte unter anderem aus der hohen Exportquote des Sektors.

Sorgen gibt es auch bei den Druckfarben, der Absatz ist 2020 regelrecht eingebrochen – es wurden 9% weniger verbraucht. Besonders stark schrumpften die Druckfarben für Publikationen, aber auch der Verpackungsdruck war leicht rückläufig. 

"Jede Prognose für das Jahr 2021 ist schwierig."

"Jede Prognose für das Jahr 2021 ist schwierig", betonte der VdL-Abteilungsleiter Wirtschaft, Christoph Maier. Er erwartet für 2021 eine deutliche Erholung in den industrienahen Sektoren. Dies werde in der Menge jedoch von den Rückgängen der auslaufenden Sonderkonjunktur bei den Bautenfarben und den weiterhin rückläufigen Druckfarben überkompensiert. 

„Die Branche hat in schwierigen Zeiten ihre Anpassungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Die Unternehmen und ihre Mitarbeiter sind oft an Leistungsgrenzen gestoßen und haben vielfach eine hervorragende Arbeit geleistet“, kommentiert Präsident Peter Jansen die aktuellen Zahlen. „Gerade in schwierigen Zeiten zeigt sich, wie wichtig Zusammenarbeit und gegenseitige professionelle Unterstützung in einem Verband sein können.“ 

Green Deal in der Kritik

Einen Überblick hierzu gab Hauptgeschäftsführer Dr. Martin Kanert für die Frankfurter Geschäftsstelle. Auch er blickte zurück auf ein forderndes Jahr: Ganz abgesehen von Corona habe auch die EU-Gesetzgebung die Chemieverbände auf Trab gehalten. Insbesondere der Green Deal der EU-Kommisssion nehme immer konkretere Gestalt an und wirke sich in vier großen Politikfeldern auf die Farbenindustrie aus. Das habe fast schon planwirtschaftliche Auswirkungen, so Kanert kritisch, obwohl die Farbenindustrie tatsächlich lösungsorintert mitgestalten wolle. Auch die Gesetzgebung bei Konservierungsmitteln schnüre die Möglichkeiten, Farben und Lacke effektiv vor Verkeimung zu schützen, immer stärker ein. Als weiteren Beleg für unnötige Gesetzgebung führte er neue Pläne der Bundesregierung für eine deutsche Druckfarbenverordnung an, die „in Europa besser und effektiver aufgehoben“ sei.      
 


Hier geht es zur Pressemitteilung des Verbandes.

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