Lacke & Farben aktuell

Vorbereitet auf den Ernstfall

|   Startseite weiß

Egal, ob Betriebsunfall, Cyberattacke oder Shitstorm: Auf viele Krisenfälle kann man sich vorbereiten. Wie das gelingt, und warum "Schmerz jetzt" einer der wichtigsten Sätze der Krisenkommunikation ist, lernten Mitarbeiter zahlreicher Mitgliedsunternehmen der Lack- und Druckfarbenindustrie im Praxisseminar "Krisenmanagement" Anfang Juni in Frankfurt.

Der Lkw liegt umgekippt im Autobahngraben, das Firmenlogo ist weithin sichtbar. Die chemischen Stoffe sind bereits in den vorbeifließenden Bach ausgetreten. Jetzt klingeln die Telefone im Krisenstab: Der Bürgermeister will sofort Informationen, Spaziergänger sorgen sich um Gift im Naturschutzgebiet, die Feuerwehr braucht Sicherheitsdaten, Zeitungen und Onlinemedien twittern, mailen und berichten Halbwahrheiten. Und jetzt tobt auch noch der Firmenchef auf Geschäftsreise am Telefon. „Das ist Stress pur hier, und es fällt schwer, den Überblick zu behalten“, sagt ein Teilnehmer, der gerade versucht, als Pressesprecher das Chaos bei der Krisenstabsübung zu ordnen und verlässliche Inhalte aus dem Krisenstab zu geben.

Das Rüstzeug haben die Teilnehmer in den beiden Seminartagen erhalten: Die große Krisenstabsübung ist Abschluss des „Seminars Krisenmanagement“ beim VdL in Frankfurt. Kommunikator Hans-Georg Klose hat als Experte den VdL-Workshop organisiert. Seit 2018 stehen diese Übungen einmal im Jahr auf dem Programm, für Verbandsmitglieder sind sie kostenlos. Nach einem virtuellen Jahr konnte man sich, im Umfang beschränkt, wieder vor Ort treffen: Diesmal haben 14 Teilnehmer den Weg nach Frankfurt gefunden. Ihr Hintergrund ist ganz unterschiedlich: Sicherheitsbeauftragte, Marketingfachleute, Personaler, Manager und ein Jurist – sie alle eint die Erkenntnis, dass das eigene Unternehmen Sicherheit stärken oder bereits aufgestellte Strukturen überprüfen will.

In dem zweitägigen Seminar standen neben dem Erarbeiten von Strukturen und Aufgaben einer erfolgreichen Kommunikation im Ernstfall auch praktische Tipps im Umgang mit der Presse auf dem Programm.

„Schmerz jetzt!“, lautet meine Empfehlung, wenn es um authentische vertrauensvolle Kommunikation in einer Krise geht. „Auch Fehler müssen eingestanden und bearbeitet werden“, erläutert Klose. Das gelte umso mehr in diesen schnellen digitalen Zeiten.

Kommunikation ist entscheidend

Fühlten sich die Teilnehmer am ersten Workshop-Tag während der Krisenstabsübung noch zeitweise ratlos, lief es am zweiten Tag deutlich strukturierter. „Diese Übungen waren die Highlights. Obwohl es ‚nur‘ um einen Verkehrsunfall ging, ist es im Ernstfall unter Zeitdruck gar nicht so einfach, Kernbotschaften zu entwickeln, Aufgaben zu visualisieren und Tipps anzuwenden“, stellte eine Teilnehmerin fest. Nach dem abschließenden Pressetraining waren sich aber alle einig: Krisenmanagement ist lernbar, und wie so oft gilt, eine gute Vorbereitung ist das A und O.

Neben den Übungen zeigten auch vielen Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte, dass gerade in Krisensituationen eine professionelle Kommunikation wichtig ist und erhebliche Auswirkungen auf die zukünftige Wahrnehmung eines Unternehmens haben kann. „Im Ernstfall ist es zu spät, auf die Krise muss man sich professionell vorbereiten“, gibt Klose den Teilnehmern mit auf den Weg.

Hintergrund

Der VdL veranstaltet einmal im Jahr ein solches Krisentraining. Ziel des Seminars ist es, den Mitgliedsunternehmen die Möglichkeit zu geben, gut vorbereitet auf denkbare Krisen reagieren und den Schaden für das Unternehmen minimieren zu können. Im, für Mitglieder kostenlosen, Programm ist auch das VdL-Krisenhandbuch für die Lackindustrie enthalten. Checklisten, Übersichten und branchentypische Übungsfälle sollen im Ernstfall helfen.

Bei Interesse am Krisenhandbuch, können Sie sich gerne an die VdL-Geschäftsstelle wenden.