Lacke & Farben aktuell

Stimmung der Branche bleibt verhalten

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Die gesamtwirtschaftliche Lage hat sich in Deutschland weiter eingetrübt – namhafte Institutionen haben die Wachstumsprognose für kommendes Jahr nach unten korrigiert. Die rezessive konjunkturelle Entwicklung ließ die Nachfrage nach Lacken und Farben erheblich sinken.

Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritt en Quartal weiter leicht gesunken, zuletzt war auch der private Konsum relativ schwach. Auf der Angebotsseite kämpfen die Unternehmen mit vielfältigen Belastungen wie dem hohen Energiepreisniveau, gestiegenen Löhnen und Gehältern, einem Wust von neuen, komplexen Regulierungen und steigenden Aufwendungen für Zinsen aus Krediten.

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse wird wohl zusätzlich erhebliche negative Folgen für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland haben. So werden Ausgaben der öffentlichen Hand auf den Prüfstand gestellt werden, die dann zur Konjunkturbelebung fehlen, insbesondere wenn es sich um Investitionen handelt.

Auch aufgrund der unsicheren weltwirtschaftlichen Lage dürft e sich eine konjunkturelle Erholung nur zögerlich einstellen. Zuletzt hat sich auch der deutsche Export deutlich schlechter entwickelt – für 2023 wird hier ein Rückgang von einem Prozent erwartet, erst in der zweiten Jahreshälfte 2024 sollte es wieder zu einer spürbaren Erholung kommen. Von dem schwachen Export sind natürlich auch wichtige Bereiche des verarbeitenden Gewerbes betroffen wie beispielsweise der Maschinenbau, ein bedeutender Abnehmer von Lacken und Farben. Der Auftragsbestand hat sich dort in der letzten Zeit deutlich verringert, inzwischen geht die Herstellung von Maschinen im Vorjahresvergleich zurück.

Besonders schlecht ist die Stimmung im Bauhauptgewerbe. Hier wirken sich die stark verringerten Baugenehmigungen nach und nach immer stärker auf eine sinkende Bautätigkeit aus. Sehr wahrscheinlich werden sich die ungünstigen Rahmenbedingungen in Form hoher Preise für Baustoff e und gestiegener Löhne kurzfristig kaum verändern. Zusätzlich belasten die hohen Zinsen die Kreditfinanzierung, und es ist nicht zu erwarten, dass das Zinsniveau vor Mitte 2024 sinkt.

Der deutliche Rückgang der Farben- und Lackproduktion in Deutschland wurde seit Mitte 2021 verstärkt durch einen schwachen Export verursacht.

Seit nunmehr zehn Quartalen befindet sich die Produktion von Lacken und Farben deutlich im Minus. Aufgrund des Basiseffektes sollte sich der starke Rückgang zum Ende des Jahres aber wieder reduzieren.

Bedingt durch die rezessive Lage im Bauhauptgewerbe hat sich auch der Markt für Bautenanstrichmittel in Deutschland in schlechter Verfassung gezeigt. So ging die Nachfrage vor allem im Profigeschäft stärker zurück, für 2023 ist davon auszugehen, dass es zu einem Minus von 6 Prozent kommen wird. Der DIY-Markt hat sich zuletzt etwas stabilisiert, hier ist von einem Minus von rund 2 Prozent für das laufende Jahr auszugehen.

Positive Aspekte bei Industrielacken

Die Nachfrage nach Industrielacken war im Gegensatz zu den Bautenfarben 2023 noch leicht positiv, der deutliche Zuwachs bei den Autoserienlacken sticht hierbei natürlich hervor. Dies muss jedoch vor dem Hintergrund des dramatischen Rückgangs in den Corona-Jahren 2020 und 2021 gesehen werden, das Vorkrisenniveau ist hier noch deutlich unterschritten.

Der Markt für Autoreparaturlacke hat seit 2021 wieder recht gute Zuwachsraten erreicht. Neben der gestiegenen Unfallhäufigkeit aufgrund der gesteigerten Fahrleistungen hat sich auch das Nutzfahrzeuggeschäft im Verhältnis gut entwickelt. Dort kommen Autoreparaturlacke bei vielen Fahrzeugteilen und Aufbauten zum Einsatz.

Im Bereich der allgemeinen Industrie (Maschinenbau, Elektroindustrie und Metallerzeugnisse) hat sich das Geschäft zuletzt deutlich eingetrübt. Dies gilt vor allem auch für den Markt der Haushaltsgeräte. So ist insgesamt im laufenden Jahr mit einem Rückgang von einem Prozent zu rechnen.

Zu einem sehr starken Rückgang der Nachfrage von 10 Prozent kam es bei den Holz- und Möbellacken. Aufgrund der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung hielten sich die privaten Konsumenten vor allem bei der Anschaffung von Möbeln zurück, einzig der Bereich Küchenmöbel verzeichnete noch geringere Rückgänge.

Bei den Korrosionsschutzbeschichtungsstoff en gab es einen Zuwachs der Nachfrage um 4 Prozent, hier wurde offensichtlich tatsächlich versucht, den erheblichen Investitionsstau besonders im Straßen- und Brückenbau abzubauen.

Die Aussichten für 2024 bleiben aufgrund der vielen Unsicherheiten sehr verhalten. Eine durchgreifende wirtschaftliche Erholung wird sich aller Wahrscheinlichkeit nicht vor dem 2. Halbjahr einstellen. Insofern ist weiterhin mit einem kleinen Minus bei der Produktion und der Nachfrage nach Lacken und Farben in Deutschland zu rechnen, wobei sich nach wie vor die Industrielacke etwas besser als die Bautenfarben entwickeln sollten.

 


 

Christoph Maier

Leiter Wirtschaft & Finanzen

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