Lacke & Farben aktuell

Hoffnung auf Entlastung durch das „Chemicals Industry Package“

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Die europäische Farben-, Lack- und Druckfarbenindustrie steht vor einem entscheidenden Jahr: Steigende bürokratische Anforderungen, sinkende Wettbewerbsfähigkeit und der regulatorische Druck durch den Green Deal erschweren die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erheblich. Im Rahmen einer abendlichen Diskussionsrunde im Europäischen Parlament haben VdL und CEPE konkrete Entlastungsmaßnahmen durch das geplante „Chemicals Industry Package“ gefordert.

Für den 4. Februar 2025 hatte die Europaabgeordnete Marie-Pierre Vedrenne (RENEW Group, Frankreich) gemeinsam mit dem Europäischen Farbenverband (CEPE) nach Brüssel eingeladen. Der VdL, vertreten durch den Hauptgeschäftsführer Martin Kanert, sowie weitere nationale Verbände trugen aktiv zur Diskussion im Europäischen Parlamentsgebäude bei. Das zentrale Thema der Veranstaltung lautete: „Die Forderungen der europäischen Lack-, Farben- und Druckfarbenindustrie an das Chemicals Industry Package“.

Chemieindustrie vor großen Herausforderungen Die Lack- und Druckfarbenindustrie, wie die gesamte chemische Industrie in Europa, steht vor erheblichen Herausforderungen. Der Green Deal hat über 40 neue Gesetze mit mehr als 920 Umsetzungsmaßnahmen hervorgebracht, die die Unternehmen zunehmend belasten. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) bedeutet dies einen enormen Verwaltungsaufwand, der immer mehr Ressourcen verschlingt, die dann dem eigentlichen Geschäft, innovative Lösungen zu entwickeln, verloren gehen. Zwar hat die Europäische Kommission angekündigt, die bürokratischen Auflagen für Unternehmen um 25 % und für KMU um 35 % zu senken, doch konkrete Maßnahmen zur Umsetzung lassen bislang auf sich warten. Die EU-Kommission wird sich an ihrem Versprechen messen lassen müssen, zum Beispiel, wenn sie das geplante Chemicals Industry Package vorstellt, das im Rahmen des Clean Industrial Deals für Ende 2025 angekündigt wurde. Umso bedeutender war es, dass Aurel Ciobanu-Dordea, Direktor der Generaldirektion Umwelt der Europäischen Kommission, sich aktiv an der Diskussion mit den Vertretern der Downstream- User Industrie (DU) zur Gestaltung des Pakets beteiligte.

Zentrale Forderungen der Industrie

Während des Events forderten CEPE und der VdL gezielte Maßnahmen, um die Lack- und Druckfarbenindustrie langfristig wettbewerbsfähig zu halten:

Bürokratieabbau: Eine Vereinfachung der Berichtspflichten ist essenziell, um Unternehmen administrativ zu entlasten. Diese müssen auch chemikalienbezogene Gesetzgebung umfassen.

REACH-Revision im Sinne der Industrie vereinfachen: Jegliche Änderungen an der REACH-Verordnung müssen gründlich bewertet und auf wissenschaftlichem Konsens basierend vorgenommen werden. Eine gezielte Revision durch sekundäre Gesetzgebung sollte in Betracht gezogen werden. Generische und pauschale Ansätze, wie allgemeine Verbote von Chemikalien, stellen keine Vereinfachung für Unternehmen dar.

Rückkehr zu einem risikobasierten Ansatz für chemikalienbezogene Politik: Für chemikalienbezogene Politik und Entscheidungen sollte ein risikobasierter Ansatz verfolgt werden.

Die Veranstaltung bot eine gute Gelegenheit, um mit politischen Entscheidungsträgern in den Dialog zu treten und die konkreten Probleme unserer Industrie zu erörtern. Die europäischen Farbenhersteller sind essenziell für nachhaltige Technologien, den Schutz von Oberflächen und die Verlängerung von Produktlebenszyklen. Doch ohne eine gezielte Entlastung verliert unsere Industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit. Das Chemicals Industry Package muss daher nicht nur die Umweltziele des Green Deals berücksichtigen, sondern auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Lack- und Druckfarbenbranche in Betracht ziehen.

Viktoria Tarasenko

Referentin Public Affairs

Tel.: +49 69 2556 1702
eMail: tarasenko@vci.de