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Digitaler Produktpass und Daten-Tsunami

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Die Organisation und Moderation übernahm erneut Aline Rommert, die durch die Vortragsreihe führte und auch selbst aktuelle Updates präsentierte. Mit Fokus auf regulatorische Neuerungen, Nachhaltigkeit und Arbeitssicherheit widmete sich der erste Tag zentralen Herausforderungen der Branche: von Maßnahmen, die mit dem Green Deal gestartet wurden über die Revisionen zu REACH und CLP bis hin zu Unfallprävention. 


Auch das diesjährige Schwerpunktthema Digitalisierung wurde in einem Vortrag aufgegriffen: Christian Bünger (VCI) stellte den Digitalen Produktpass (DPP) als Schlüssel für mehr Transparenz und Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungs- kette vor. Er machte deutlich, dass der DPP zwar Investitionen in Datenmanagement, IT-Schnittstellen und Prozesse verlangt, besonders herausfordernd für kleine und mittlere Unternehmen, gleichzeitig aber Effizienz, Nachvollziehbarkeit und neue Geschäftsmodelle ermöglicht: „Hohe Kosten, bürokratischer Aufwand, viele offene Fragen. Chemieunternehmen sollten jetzt wissen, was auf sie zukommt und sich vorbereiten.“ Bünger betonte, dass Unternehmen frühzeitig belastbare Daten aufbauen und ihre Prozesse digitalisieren müssen, um die EU-Vorgaben der neuen Ökodesignverordnung ESPR zu erfüllen.

Jörg Przygodda (BG RCI), der erstmals den Blickwinkel der BG RCI auf der Technischen Tagung präsentierte, erläuterte die aktuellen Daten zur Arbeitssicherheit: Die Zahl der Arbeitsunfälle ist leicht rückläufig, doch die anerkannten Berufskrankheiten steigen weiter an. Przygodda stellte innovative Tools wie das Ereignisinformationssystem sowie Neuerungen im Explosionsschutz vor, machte aber auch deutlich, dass trotz aller Fortschritte noch viel zu tun bleibt: „Zehn tödliche Arbeitsunfälle sind zehn zu viel. Unser großes Ziel bleibt: Vision Zero – irgendwann Null Unfälle erreichen.“ 

Kathrine Link vom VCI gab Einblicke in die Nachhaltigkeitsberichterstattung und stellte den „Chemie³ Praxisguide“ als hilfreiche Unterstützung für die Unternehmen vor. 

Der zweite Tag startete mit Einblicken in aktuelle Stoffdiskussionen sowie den Untersuchungen zur Freisetzung von Mikrokunststoffen von Dr. Helge Kramberger

VdL-Referent Bastian Herfel rief in seiner Präsentation interessierte Experten dazu auf, sich für einen Austausch über Stoffe in Antidumpingverfahren bei der VdL-Geschäftsstelle zu melden.
 

Digitalisierung: Marathon statt Sprint


Zwei weitere Vorträge vertieften das diesjährige Schwerpunktthema „Digitalisierung“: Dabei standen vor allem Datenkomplexität, die praktische Umsetzung des Digitalen Produktpasses und der Stand des Projektes ChemX im Vordergrund.

Marco Borgmann (Umco) beschrieb die Branche als von einem „Daten-Tsunami“ überschwemmt: Neue Regularien verlangen von Unternehmen, Daten zu erfassen und bereitzustellen, deren Umfang oft erst bei Nachfrage klar wird. Besonders kleine und mittlere Unternehmen stünden mit begrenzten Ressourcen vor großen Herausforderungen. Borgmann verglich gutes Datenmanagement mit einem Marathon: „Mit Vorbereitung und Struktur kommt man ans Ziel.“ Er betonte, dass es nun auf Durchhaltevermögen und strategisches Denken ankomme.

Martin Klatt (BASF) machte deutlich, dass Digitalisierung unumgänglich ist, um die wachsende Komplexität zu bewältigen. Er erläuterte, dass der DPP einen „digitalen Zwilling“ des Produkts darstellt, bei dem alle relevanten Produktdaten zentral und stets aktuell abrufbar sind. Dies schafft eine einheitliche Sprache entlang der Wertschöpfungskette, ermöglicht lückenlose Rückverfolgbarkeit und erschließt neue Geschäftsmodelle wie Recycling, Reparatur und Wiederverwendung. Initiativen wie CatenaX und das ChemX-Konsortium sollen dabei helfen, die Kreislaufwirtschaft nachhaltig zu unterstützen und die Branche zukunftsfähig zu machen.

Die Technische Tagung 2025 zeigte eindrucksvoll, wie eng regulatorische Anforderungen, Arbeitssicherheit, Nachhaltigkeit und Digitalisierung miteinander verbunden sind. Die nächste Tagung ist für Ende 2026 geplant.

 

Aline Rommert, Yaroslava Klaus