Lacke & Farben aktuell

Achterbanhnfahrt am Bau

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Seit den Rekordzahlen in der Coronapandemie geht es mit den Verkaufszahlen für Farben, Lacke und Putze im Baugewerbe abwärts. Wegen der anhaltenden Rezession der Bauindustrie bleibt die Marktlage wohl düster.

Das Baugewerbe verzeichnete 2021 und 2022 jeweils Rückgänge von 1,6 bzw. 1,5 Prozent und wird auch im laufenden Jahr weiter um rund 2 Prozent schrumpfen. Besonders die kräftig gestiegenen Zinsen, aber auch die stark gestiegenen Preise rund um den Bau bremsen die Nachfrage nach Neubau und Renovierung deutlich ab. Viele potentielle Käufer von Immobilien können sich entsprechende Anschaffungen bei den aktuellen Marktbedingungen nicht mehr leisten.

 

Seit Corona-Peak 2020 deutliche Rückgänge bei der Inlandsnachfrage nach Bautenfarben

Mit 939.000 Tonnen reichte der vor allem durch den DIY-Markt getriebene Verbrauch im Jahr 2020 wieder an die Rekordzahlen von 2012 und 2014 heran. Eine Ausnahme, wie die beiden folgenden Jahre mit deutlichen Rückgängen von 8,5 und 8,9 Prozent zeigen. Auch 2023 ist mit einem weiteren Rückgang, um rund 4 Prozent zu rechnen. Der Wert der abgesetzten Bautenfarben stieg nach dem Rückgang 2021 hingegen wieder leicht an, was vor allem auf die stark gestiegenen Rohstoffpreise zurückzuführen war.

 

Verhältnis Profi zu DIY nach dem Ausnahme jahr 2020 wieder bei 75 zu 25 Prozent.

In dem Jahr mit der Sonderkonjunktur für Bautenanstrichmittel profitierte der DIY-Bereich mit einem Anstieg von 17,6 Prozent deutlich mehr als der Profi-Sektor, da sich die privaten Haushalte ohne Einschränkung dem Heimwerken zuwenden konnten, während Maler und Lackierer neben Kapazitätsproblemen natürlich noch mit Behinderungen durch die coronabedingten Einschränkungen zu kämpfen hatten. So stieg der Anteil von DIY auf fast 30 Prozent, um in der Folgezeit wieder auf aktuell rund ein Viertel zurückzugehen. Besonders im Jahr 2021 schrumpfte der DIY-Markt von Lacken und Farben in den Baumärkten-, Fachmärkten, Discountern und im Online-Handel. Auch im laufenden Jahr wird der DIY-Sektor voraussichtlich etwas stärker schrumpfen als der Profi-Bereich: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist niedrig – es bleibt wenig Zeit zum Heimwerken, die eigene Freizeit wird lieber wieder zum Reisen und für andere kulturelle Aktivitäten genutzt.

 

Im Sortimentsmix haben Dispersionen und Lacke verloren, Putze und Spachtelmassen konnten zulegen

Während der Verbrauch von Dispersionen unter Ausblendung des Sonderkonjunkturjahres 2020 seit 2019 deutlich um 12 Prozent zurückgingen, hier ganz besonders die Fassadenfarben mit mehr als 20 Prozent, blieb der Verbrauch von Spachtel/Putzen quasi konstant. So verringerte sich der Anteil der Dispersionen von 64 Prozent im Jahre 2019 auf nur noch 61,5 Prozent im vergangenen Jahr.

 

 

Beim Technologie-Mix dominieren die wasserbasierten Produkte, geändert hat sich aber seit 2019 wenig

Bei Lacken und Holzschutz hat sich der Anteil der wässrigen Systeme gegenüber den lösemittelhaltigen Produkten leicht erhöht. Insgesamt hat sich jedoch wenig getan – die Disper- sionen dominieren aufgrund ihrer mengenmäßigen Bedeutung den Technologie-Mix. Der Anteil des DIY-Markts, der tradi- t ionell mehr wasserbasierte Produkte besitzt, ging im Vergleich zum Profi-Sektor zurück. Durch diese Strukturverschiebung ging der Anteil an wässrigen Produkten insgesamt minimal zurück.

 

Das Umfeld für den Markt für Bautenfarben bleibt auch künftig schwierig

Eine durchgreifende Besserung der Lage ist in der kommenden Zeit noch nicht in Sicht. Die Nachfrage im Neubau bleibt verhalten, auch wegen der relativ hohen Zinsen, die bis ins nächste Jahr hinein wohl kaum sinken werden. Vielleicht ist auf mittlere Sicht vor allem bei der Renovierung wieder eine Besserung der Geschäfte in Sicht, wenn es zunehmenden Druck zu nachhaltigen Dämmungsmaßnahmen an den Gebäuden im Zuge der Energiewende geben wird.

Christoph Maier
ist Leiter Wirtschaft und Finanzen
beim Verband der deutschen Lack-
und Druckfarbenindustrie
maier@vci.de